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RESEARCH PRODUCT

Operationszwischenfall und Narkose

Horst LeithoffJohannes Georg Gostomzyk

subject

Gynecologymedicine.medical_specialtybusiness.industryMedicineAnatomybusinessPathology and Forensic Medicine

description

Zur Klarung der Kausalitat bei einem todlichen Narkosezwischenfall mus der Gutachter die pharmakologischen Eigenschaften des verwendeten Anaestheticums, seine Dosierung und Applikationsweise in die Begutachtung mit einbeziehen. Die Narkosemittel sind von sehr unterschiedlicher chemischer Struktur, eine allgemein anerkannte Theorie uber ihre Wirkungsweise existiert nicht. Man bleibt deshalb auf Konzentrationsbestimmungen unter Beobachtung klinischer Effekte angewiesen. Konzentrationsablaufe bei Inhalationsnarkosen mit dem lipoidloslichen Narkosegas Halothan wurden wahrend und nach klinischen Routinenarkosen im Blut und in Tierversuchen in Blut und Geweben beobachtet. Es lassen sich drei Losungskompartimente fur lipoidlosliche Gase unterscheiden: das Blut, die parenchymatosen Organe und das Fettgewebe. Die Gaskonzentration im Blut gleicht sich schnell der in der Atemluft an. In den parenchymatosen Organen (Leber, Niere, Muskel) und auch im Hirngewebe bildet sich ein Konzentrationsplateau aus, dessen Hohe vom Halothanblutspiegel bestimmt wird. Im Depotfettgewebe steigt die Konzentration des lipoidloslichen Gases in Abhangigkeit von der Expositionszeit offenbar linear an, wobei der Anstiegsgradient in erster Linie vom Durchblutungsgrad der Fettgewebe abhangt (Vergleich: braunes und weises Fettgewebe). Narkosegas-Konzentrationsbestimmungen in Depotfettgewebe lassen deshalb Ruckschlusse auf die Dauer und die Dosierung der Gaszufuhr zu. Durch eine Verfettung der Leberzelle erhoht sich ihre Losungskapazitat fur lipoidlosliche Gase. Bei Mausen mit genetisch bedingter Fettsucht und Fettleber war die Narkosegaskonzentration im Lebergewebe ca. 4fach erhoht gegenuber dem Lebergewebe normaler Vergleichstiere nach gleichen Expositionsbedigungen. Danach kann bei bestehender Fettleber isoliert in diesem Organ eine toxische Halothankonzentration auch bei „normaler“ Dosierung des Gases im Inhalationsgemisch erreicht werden. Nur in der Leber der adiposen Mause nimmt entsprechend die Leberverfettung, nach Exposition an 4 aufeinanderfolgenden Tagen bei mindestens 0,5 Vol% Halothan im Atemgas, histologisch nachweisbar zu.

https://doi.org/10.1007/bf02114886