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RESEARCH PRODUCT

Wie sind Kinder- und Jugendkliniken in Nordrhein-Westfalen auf die Überwindung von Sprachbarrieren vorbereitet? – Eine Pilotstudie zur Strukturqualität in der stationären Gesundheitsversorgung

H. TimmenS. WirthT. ZapfB. MeyerS. SchusterA. WiegandMax GeraedtsS. J. GuptaT. Langer

subject

Gynecology03 medical and health sciencesmedicine.medical_specialty0302 clinical medicine030503 health policy & servicesPolitical sciencePublic Health Environmental and Occupational Healthmedicine030212 general & internal medicine0305 other medical science

description

Zusammenfassung Ziel der Studie Der Anteil von Kindern mit Migrationshintergrund unter 5 Jahren liegt bundesweit bei 35%, in Nordrhein-Westfalen (NRW) bei 43%. Häufig sind mit dem Migrationshintergrund unzureichende Deutschkenntnisse bei einem oder beiden Elternteilen verbunden. Kommunikationsbarrieren durch Sprachdifferenzen haben einen negativen Einfluss auf die Behandlungsqualität, Patientensicherheit und Behandlungskosten. Es wird untersucht, wie Kinder- und Jugendkliniken auf die Herausforderung durch Sprachbarrieren vorbereitet sind. Methodik Wir führten eine Querschnittsbefragung aller Kinderkliniken in NRW durch und luden dazu die Klinikdirektoren schriftlich und per email zur Teilnahme ein. Der Fragebogen orientierte sich an den „Standards for Culturally and Linguistically Appropriate Services in Health and Health Care“ (CLAS) und wurde an die deutschen Verhältnisse angepasst. Ergebnisse 38 Kliniken nahmen teil (51%). Sprachbarrieren kommen häufig vor (bei 75% der Antwortenden mehr als 10% der Patienten). 82% der Antwortenden sehen ihre Klinik schlechter als „gut“ auf die Überwindung von Sprachbarrieren vorbereitet. Die Feststellung des Dolmetscherbedarfs erfolgt bei der Mehrheit (61%) „fall-abhängig“ und nicht einem Protokoll folgend. Zur Überwindung von Sprachbarrieren werden überwiegend mehrsprachige Mitarbeiter eingesetzt, wobei nur 38% eine Liste von mehrsprachigen Mitarbeitern als ausreichende Ressource bewerten. Die Kosten, die für professionelle Dolmetscher entstehen, waren 42% der Antwortenden nicht bekannt. In den übrigen Fällen betrugen sie weniger als € 500/Monat. Schlussfolgerung Die Überwindung von Sprachbarrieren erfolgt unter Einsatz lokaler Ressourcen, die aus Sicht der Mehrheit der Antwortenden nicht ausreichen. Die Entwicklung von Qualitätsstandards und Bereitstellung finanzieller Mittel sind notwendig, um das Verbesserungspotenzial zu mobilisieren. Hierfür sind Untersuchungen in anderen Disziplinen und Sektoren notwendig, um in einen Dialog mit Entscheidungsträgern aus Politik und Krankenkassen zu treten.

https://doi.org/10.1055/s-0042-102349