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RESEARCH PRODUCT
Vergleichende Verhaltensbiologie der Chilopoden Scutigera coleoptrata L. (“Spinnenassel”) und Scolopendra cingulata Latreille (Skolopender)1)
Hans Klingelsubject
General Earth and Planetary SciencesAnimal Science and ZoologyEcology Evolution Behavior and SystematicsGeneral Environmental Sciencedescription
Zusammenfassung 1 Das bisher unbekannte Fortpflanzungsverhalten der Chilopoden wurde an Scutigera coleoptrata L. und an Scolopendra cingulata Latreille untersucht. Bei beiden Arten wird der Samen durch Spermatophoren ubertragen. 2 Bei Scutigera bildet sich wahrend eines hochst verwickelten Paarungsspiels eine Spermatophore an der Genitaloffnung des ♂; es setzt sie auf den Boden ab und fuhrt das ♀ so, das es mit seiner Geschlechtsoffnung Spermien aus der Spermatophore aufnimmt. Sie besteht aus zwei Sekrethullen und dem den Samen enthaltenden Kern. 3 Beim Aufeinandertreffen reifer Scutigera-♂♂ mit unreifen ♀♀ zeigen diese eine Begegnungsreaktion, die auch beim ♂ vorkommen kann. 4 Das Beuteschema von Scutigera enthalt taktile und olfaktorische Schlusselreize. Ein Gegenstand mus gewisse strukturelle oder chemische Eigenschaften haben, um als Beute zu gelten. Dem Bis folgt eine weitere rein geruchliche Kontrolle. Chemische und taktile Sinnesorgane liegen auf den Antennen, Beinen und Mundwerkzeugen. 5 Das Scolopendra-♂ setzt nach einem komplizierten Vorspiel eine Spermatophore mit dreischichtiger Hulle auf ein vorher gesponnenes Gewebe ab. Das ♀ heftet sie, vom ♂ gefuhrt und durch das Gewebe gesteuert, an der Genitaloffnung an, worauf die Spermatophore an einer vorgebildeten Stelle platzt und die Spermien in die Vulva ergiest. 6 Das Verhalten des Scolopendra-♂ lauft vom Beginn des Gewebebaus an starr ab. 7 Das Geschlecht lebender Scolopender last sich leicht erkennen, wenn man die Tiere mit CO2 betaubt und dann die letzten, sonst verborgenen Segmente herausdruckt. 8 Bei Scolopendra cingulata findet eine mehrere Monate dauernde Pflege der Eier und der Jungen statt. 9 Beim Aufeinandertreffen zeigen die Scolopender typische Schreck- und Abwehrreaktionen, normalerweise mit Beishemmung. Offenbar konnen die Tiere auch ohne Giftergus beisen. 10 Scolopendra nimmt Beute mit dem an Antennen und Mundwerk-zeugen lokalisierten chemischen Sinn wahr. 11 Scolopendra cingulata baut Gangsysteme, die unter Steinen beginnen. 12 Die Bauten von Scolopendra haben keine Revierbedeutung und werden bei nachtlicher Futtersuche fur immer verlassen.
year | journal | country | edition | language |
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2010-04-26 | Zeitschrift für Tierpsychologie |