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AUTHOR
Eva Borst
Die vermessene Bildung
„Jede offentliche Erziehung aber, da immer der Geist der Regierung in ihr herrscht, giebt dem Menschen eine gewisse burgerliche Form“ (Humboldt 2002a: 107). Wilhelm von Humboldts Ablehnung des Staates als Organisator von institutionalisierter Bildung grundet in dem berechtigten Verdacht, dass uberall dort, wo der Staat sich in Bildungsangelegenheiten einmischt, der „Mensch dem Burger geopfert“ wird (ebd.: 106). Damit formuliert er einen Grundwiderspruch, der konstitutiv fur die moderne Gesellschaft ist und sich dort zeigt, wo der Grad der Anpassung an das jeweils historisch-gesellschaftlich Bestehende zur Disposition steht. Mit der durchaus versohnenden Vorstellung, dass der Mensch als Scho…
Über den Widerspruch von Feminismus und Erziehung
Die bildungspolitische Intention unter neoliberalen Vorzeichen, Ganztagsbetreuung zur Entlastung von Familien einzurichten, kommt weder den Muttern und Vatern noch den Kindern und Jugendlichen noch der gesamten Gesellschaft als demokratischer Solidargemeinschaft zum Vorteil. Vielmehr werden angesichts einer zunehmenden Okonomisierung des Bildungswesens, der Kommodifizierung von Bildung und einer damit einhergehenden Verbetriebswirtschaftlichung von Kindertagesstatten, Schulen, Hochschulen und Universitaten Strukturen geschaffen, die das neoliberale Projekt der Gegenaufklarung vorantreiben und Kinder und Jugendliche der wirtschaftlichen Verwertung preisgeben. Aus feministischer Perspektive w…
Heimat – Pädagogische Perspektiven auf einen umstrittenen Begriff
Zusammenfassung Im Zentrum dieses Essays steht die Frage, inwieweit der Begriff der Heimat jenseits seiner faschistischen Instrumentalisierung für pädagogische Theorie und Praxis von Interesse sein kann. Im Anschluss an den marxistischen Philosophen Ernst Bloch und den Bildungstheoretiker Heinz-Joachim Heydorn entsteht eine Vorstellung von Heimat, die der Humanitas verpflichtet ist und im Rahmen einer ideologiekritischen Aufarbeitung Raum für emotionale Beheimatung bietet, ohne einer rechten Dogmatik das Wort zu reden. In diesem Zusammenhang avanciert Heimat zu einer Utopie der Menschlichkeit.