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AUTHOR
A. Menzner
Akute Medikamenten-Vergiftungen - Neue Ergebnisse und Trends (1996-1998)
In der folgenden Arbeit wird ein update uber die aktuelle klinisch toxikologische Literatur der Jahre 1996–1998 gegeben. Magenspulung und induziertes Erbrechen werden zunehmend zuruckhaltender eingesetzt. Die Indikation wird auf Vergiftungen mit potentiell lebensbedrohlichen Mengen an Substanz beschrankt, wenn die Masnahme innerhalb eines Zeitfensters von 60 Minuten durchfuhrbar ist. In verstarktem Mase kommt die Kohle-Diarrhoe-Therapie zum Einsatz. Die repetitive Gabe von Kohle scheint bei Praparaten mit verzogert freisetzendem Wirkstoff Vorteile zu bieten, insgesamt ist die Bewertung noch uneinheitlich.
Suizidversuch mit einem klinischen Desinfektionsmittel
Die orale Aufnahme von 50 – 300 ml Lysoformin 3000, einem glutaral-, glyoxal- und didecyldimethylammoniumchloridhaltigen Desinfektionsmittels, verursachte bei einer 31jahrigen Frau schwere Koagulationsnekrosen im oberen Gastrointestinal- und gesamten Respirationstrakt. Im Verlauf von 86 Tagen waren die Schaden in Osophagus und Magen fast vollstandig reversibel, wahrend in Lunge und Bronchialsystem weiterhin Ventilations- und Perfusionsstorungen fortbestehen. Die Schleimhautschaden sollten zur Anderung der toxikologischen Bewertung des Praparates fuhren. Lysoformin 3000 sollte als „Atzend an Haut und Schleimhauten“ eingestuft werden.