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RESEARCH PRODUCT

Zwischenhirnabh�ngige Korrelationen zwischen Hypophysenvorderlappen und Schilddr�se im Dienste der Stoffwechsel- und W�rmeregulation

Joachim-hermann Scharf

subject

GynecologyPsychiatry and Mental healthmedicine.medical_specialtyNeurologybusiness.industrymedicineNeurology (clinical)businessBiological Psychiatry

description

Die Bedeutung der Schilddruse fur die Warmeregulation stcht auser Zweifel, Histologisch lassen sich plotzlicher Warmeverlust oder gesteigerte Anforderung an die Aufrechterhaltung der Korperwarme am Schilddrusenbild ablesen (Watzka). Da fur derartige Funktionsablaufe die Steuerung durch die vegetativen Nervenfasern der Schilddruse ohne Bedeutung ist (Scharrer), mus ein anderer Regulationsmechanismus verantwortlich sein. Durch vielfaltige Untersuchungen ist die Sekretionssteuerung der Schilddruse (SD) durch den Hypophysenvorderlappen (HVL) sicher bewiesen. Die Thyroxinproduktion wird direkt durch die β-Zellen des HVL reguliert, die das Thyreotropin produzieren (Griesbach, Purves). Wenn die SD unter dem Einflus fortwahrend gesteigerter Thyreotropinstimulierung verausgabt ist, mus sie zur Erhohung ihrer sekretorischen Kapazitat durch mitotische Teilung der Thyreozyten proliferieren. Die Tochterzellen sprossen aus dem Follikelepithelverband aus und bilden uber parafollikulare Zellhaufen junge, hormonproduktionsfahige Follikel (Ehrenbrand).Greer fand, das Proliferation und Funktionssteigerung nicht parallel laufen mussen, ja das man unter geeigneten experimentellen Bedingungen beide Ablaufe voneinander trennen kann. Er nimmt daher zwei vom HVL gebildete Faktoren an: 1. einen Stoffwechselfaktor zur Regulation der Thyroxinsynthese und 2. einen Wuchsfaktor fur die Proliferation der SD. Experimente mit MTU zeigen, das bei Senkung des Stoffwechsels durch Hemmung der Thyroxinsynthese gleichzeitig die SD proliferiert. Im HVL treten Thyreoidektomiezellen (T-Zellen) auf, die nicht, wie haufig angenomemmen wurde, vakuolisierte β-Zellen sind, sondern speziell differenzierte γ-Zellen. Bei Verabreichung von MTU+BAL wird der Stoffwechsel starker gesenkt, die Kropfbildung verstarkt. Im HVL ist die Zahl der T-Zellen erhoht. MTU+Methionin aber bewirken bei erhohter Kropfbildung und T-Zellzahl einen normalen Stoffwechsel. NaJ ergibt bei hoher Dosierung periodische Stoffwechselanderungen. Bei sinkender Stoffwechseltendenz sind die β-Zellen zahlenmasig vermehrt und hypersekretorisch tatig, steigt der Stoffwechsel, so sind die vermehrten β-Zellen deutlich granuliert. Auch in der SD zeigen sich Aktivierung bei sinkendem, Beruhigung bei steigendem Stoffwechselverhalten. Das HVL-SD-System ist also bestrebt, das Stoffwechselniveau und damit den Warmehaushalt normal zu erhalten. Bei Jodgabe kann kein experimenteller Kropf erzeugt werden. Im Verlaufe der Aktivitatssteigerung proliferiert die SDohne signifikante Gewichtserhohung. Hierbei finden sich transitorisch T-Zellen im HVL. Also sind die β-Zellen fur die Stoffwechselaktivitat regulatorisch tatig, die γ-Zellen und deren Sonderform T-Zelle dagegen fur die Regulation des SD-Wachstums. Durch Hypothalamuslasion oder Hypophysenstieldurchschneidung kann die experimentelle T-Zellbildung verhindert werden, es unterbleibt die MTU-Strumabildung (Bogdanove undHalmi). Fur die Produktion des „Thyreoproliferins” (growth factor) ist also die anatomische Integritat der Verbindung zwischen Hypothalamus und HVL notwendig, die „Thyreosekretin”-Produktion (metabolic factor) wird dagegen durch Hypothalamusschadigung nicht aufgehoben (Greer). Das anatomische Substrat der „SD-Proliferationsbahn” wird in dem vonMetuzals entdeckten hypothalamischen Faserzug vermutet, der sich im spezifischen Parenchym des HVL verzweigt. Das Zwischenhirn greift alsoindirekt in die Regulation ein, indem es durch die Steuerung der Schilddrusenparenchymvermehrung die Voraussetzung fur die Thyroxinsekretion schafft.

https://doi.org/10.1007/bf01241220