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RESEARCH PRODUCT

Hautblasenbildung durch lokale Barbituratwirkung in der frühen Postmortalphase

T. FinkJ. Röhrich

subject

Gynecologymedicine.medical_specialtybusiness.industryMedicinebusinessPathology and Forensic Medicine

description

Eine 31 Jahre alte Frau wurde tot mit anhangender Infusionsflasche und peripherem Venenzugang im Bereich des linken Handruckens aufgefunden. Bei der Leichenschau fielen ausgepragte Hautblasen mit seros-blutigem Inhalt sowie eine extreme Darstellung des Hautvenennetzes an der gesamten linken oberen Extremitat auf. Autolyseerscheinungen waren bei kurzer postmortaler Liegezeit (maximal ca. 24 h) nicht nachweisbar. Bei der toxikologischen Untersuchung wurde das bestimmungsgemas als Kurznarkotikum eingesetzte Barbiturat Thiopental nachgewiesen. Auffallig war eine hohe Thiopentalkonzentration in der Hautblasenflussigkeit von 1025 μg/ml, die die Konzentration im Oberschenkelvenenblut (5,35 μg/ml) um nahezu einen Faktor 200 uberstieg. Ein Teil der anliegenden Thiopentalinfusion wurde folglich bei reduzierter bzw. bereits aufgehobener Kreislauftatigkeit aufgenommen und blieb somit weitgehend im Bereich des linken Armes lokalisiert. Die Ausbildung einer ausgepragten Barbiturat-induzierten vaskularen Schadigung mit Hautblasenbildung trat im vorliegenden Fall also in der supravitalen bzw. fruhen postmortalen Phase als rein lokales Phanomen auf. Bei der Bewertung der Barbituratblasenbildung als vitale Reaktion sollte daher Zuruckhaltung geubt werden. Durch differenzierte toxikologische Analyse verfugbarer Korperflussigkeiten muss daher angestrebt werden, die lokale und systemische Verteilung des applizierten Barbiturats zu charakterisieren.

https://doi.org/10.1007/s001940000069