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Atomangst – Die Bombe und der Müll
Hans Sillescusubject
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Im November 1991 war ich im Anschluss an eine Tagung in Fukuoka zu einem Vortrag an der Universitat von Osaka eingeladen. Zum Abendessen hatte mich der Gastgeber in ein gutes Restaurant eingeladen, wo wir zu zweit an einem kleinen Tisch in einem abgetrennten Raum sasen und ein vorzugliches japanisches Essen serviert bekamen. Im Verlauf des Abends stellte sich heraus, dass wir etwa gleich alt waren und fast zur gleichen Zeit als siebenjahrige Kinder Bekanntschaft mit amerikanischen Bombenangriffen gemacht hatten. Ich hatte in Frankfurt (am 4. Oktober 1943) keine Angst, weil meine Mutter mir versicherte, dass uns im Bunker nichts passieren konne, was auch stimmte. Denn tatsachlich hielt unser Bunker, als eine Sprengbombe direkt daneben explodierte. Im Februar 1944 zogen wir nach Gaildorf in Wurttemberg, wo wir von weiteren Bombenangriffen verschont blieben. Dennoch gab es Ereignisse, die ich als Ursprung meiner ganz personlichen Atomangst betrachte. Ich sehe noch heute den strahlend blauen Himmel vor mir, an dem viele Hunderte von kleinen Punkten in geordneten Mustern unter unheimlichem Brummen langsam uber den Himmel zogen. Ich war damals ein etwas angstliches, vertraumtes Kind, und ich kannte Bombenangriffe aus eigener Erfahrung. Die Angst war irgendwie abstrakt, ein Gefuhl, das ich spater immer wieder erlebte, wenn ich die drohende atomare Katastrophe in meiner Phantasie vorwegnahm.
year | journal | country | edition | language |
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2015-10-10 |