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Die nosologische Problematik der endogenen Psychosen in psychopathologischer Sicht

Werner Janzarik

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Bei den engen Bindungen der Psychiatrie an das medizinische Denken ist auch die psychopathologische Forschung trotz der mit Gaupp, Jaspers, Kurt Schneider Schon fruh einsetzenden methodologischen Kritik nicht immer frei von naturwissenschaftlichen Vorurteilen geblieben. Im Sinne eines solchen Vorurteils werden die Krankheitseinheiten, mit denen die Klinik arbeitet, nicht mit Jaspers als Idee und unerreichbare Aufgabe, sondern als erwiesene, wenn auch noch nicht eindeutig bestimmbare leibliche Krankheiten verstanden, die mit Hilfe wohldefinierter psychopathologischer Symptome, deren Dignitat wiederum von Erblichkeit, Verlauf und Ausgang abhangig gemacht wird, zu diagnostizieren seien. Man vergist, das es sich bei den im Sinne einer weitgehend anerkannten Konvention endogen genannten Psychosen letztlich um Hypostasierungen handelt, wenn auch um fruchtbare und gerade in Gestalt der von Kraepelin begrundeten Dichotomie von Dementia praecox (Schizophrenie) und manisch-depressivem Irresein (Cyclothymie) vorerst unentbehrliche Hypostasierungen. Aus klinischen Rucksichten ist man gezwungen, den psychopathologischen Typus als den irreduzibelen Kern endogen psychotischer Bilder durch erbbiologische Untersuchungen, Verlaufsgesichtspunkte, Symptomstatistik und nosologische Hypothesen zu Krankheitseinheiten zu erganzen. Die so gewonnene Diagnose besitzt jedoch nur begrenzte Gultigkeit. Insbesondere bleibt die psychopathologische Symptomatik als die Grundlage der im klinischen Gebrauch benotigten Einheiten prinzipiell unabhangig von jeder diagnostischen Etikettierung.

https://doi.org/10.1007/978-3-662-11589-3_1