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Denn bei Gott ist kein Ding unmöglich? – Eine Betrachtung über biblische Wunder

Hans Sillescu

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Anlass fur die nachfolgende Betrachtung uber biblische Wunder sind Auserungen von Papst Benedikt XVI . in seinem Buch Jesus von Nazareth, dessen dritter Band 2012 erschienen ist. In diesem Buch bezeichnet er Jungfrauengeburt und Auferstehung als „Prufsteine des Glaubens“. Er schreibt dazu: „…Aber gerade darum geht es, dass Gott Gott ist und sich nicht nur in den Ideen bewegt.“ Weiterhin schreibt er: Wenn „Gott nicht auch Macht uber die Materie hat, dann ist er eben nicht Gott.“ Zitiert aus einer Rezension des Buchs von Jorg Bremer in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 24. 11. 2012. Offenbar ist die Zeugung Jesu durch den Heiligen Geist fur den Papst ein unverzichtbarer Teil seines Glaubens. Doch wie soll man sich diese „Zeugung“ biologisch vorstellen? Meint der Papst mit Gottes „Macht uber die Materie“, dass er aus seinem „Jenseits“ gottliche Chromosomen oder gar einen vollstandigen Embryo in die Gebarmutter von Maria eingepflanzt hat? – Christen, die sich der Auffassung des Papstes anschliesen, konnen darauf hinweisen, dass nach dem Text im Lukas-Evangelium schon damals die Zeugung Jesu durch den Heiligen Geist als unbegreifliches Wunder verstanden wurde. Zum Beispiel heist es bei Lukas: „Da sprach Maria zu dem Engel: Wie soll das zugehen, sintemal ich von keinem Manne weis? Der Engel antwortete und sprach zu ihr: ‚Der heilige Geist wird uber dich kommen, und die Kraft des Hochsten wird dich uberschatten; darum wird auch das Heilige, das von dir geboren wird, Gottes Sohn genannt werden.‘“ (Luk. 1, 34–36) Und danach sagt er: „Denn bei Gott ist kein Ding unmoglich.“ (Luk. 1, 37) Benedikt XVI. versteht dies offenbar so, wie es dasteht. Allerdings vertritt er damit eine Position, die von der Mehrheit seiner Kollegen aus der katholischen und evangelischen Theologie abgelehnt wird. Von „modernen“ Theologen wird ihm vorgeworfen, er wolle seine Kirche zuruck ins Mittelalter fuhren, und man sucht nach alternativen Erklarungen der Jungfrauengeburt, die fur den aufgeklarten Menschen des 21. Jahrhunderts akzeptabel und zukunftsfahig sind.

https://doi.org/10.1007/978-3-662-48124-0_10