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RESEARCH PRODUCT

Die Beziehungen der Lipoide zu den perizellul�ren Strukturen der Ganglienzellen bei einigen Wirbellosen im Vergleich zu Wirbeltieren

Joachim-hermann Scharf

subject

PhysicsGynecologymedicine.medical_specialtyHistologymedicineCell BiologyPathology and Forensic Medicine

description

1. Die ektodermalen, gliosen Hullen der Ganglienzellen von Hirudo, Nephrops, Helix, Anodonta, Octopus und Eledone enthalten Lipoide und Lipoproteide. 2. In den Hullen konnten histotopochemisch Plasmal, Glykolipine und Phospholipine nachgewiesen werden. 3. Die untersuchten Scheiden gehen in die Scheiden des Fortsatzes uber. Sie zeigen Doppelbrechung, in nativem Zustand meist ein negatives Kreuz, das nach Glyzerindurchtrankung positiv wird. Diese metatrope Reaktion (Gothlin) weist auf ein geordnetes Eiweis-Lipoidsystem hin, in welchem die Lipoidmolekeln radiar, die Eiweismolekeln zirkular angeordnet sind. Ein solches polarisationsoptisches Verhalten deutet zugleich auf ungesattigte Phosphatide hin. 4. Die Scheiden verhalten sich osmiophil und sind auch mit den „unspezifischen“ Lipoidfarbemethoden (Sudanorange, Sudanschwarz, Nilblausulfat) darstellbar. 5. Bei Hirudo und Eledone sind in noch groserem Ausmase als bei anderen untersuchten Wirbellosen zwei Zelltypen auf Grund ihres unterschiedlichen Lipoidgehaltes voneinander zu trennen: „Helle“ und „dunkle“ Ganglienzellen. Letztere zeigen auser den gliosen Scheiden deutlich vom Protoplasten abgesetzte ektoplasmatische, lipoidhaltige Membranen. 6. Da bei Hirudo das Neuroplasma im Gegensatz zur Glia fast acetalphosphatidfrei ist, erweist sich die Plasmalmethode als so hochgradig gliaspezifisch, das die alte Streitfrage, ob die multipolaren Elemente nervos oder glios seien, auch histochemisch zuGunsten einer Zuordnung zur Glia entschieden werden kann. 7. Netzformige perizellulare Strukturen, wie sie besonders nach Sublimatfixation auftreten und als Golgi-Netze usw. beschrieben wurden, sind Artefakte. Sie sind die Folge radikaler Lipoidextraktion, bei der die Proteinteile in Form von Netzen verklebt wurden. Die Ansicht Golgis, Erik Mullers u. a., die in diesen Strukturen Neurokeratingeruste sah, mus nach Untersuchung mit modernen Methoden als richtig anerkannt werden. Andere Interpretationsversuche erscheinen unhaltbar. 8. Solange die perizellularen Strukturen die vital dort vorkommenden Lipoide enthalten, bilden sie geschlossene Membranen. 9. Das in den Scheiden vorkommende Lipoidgemisch ist dem Wirbeltiernervenmark eng verwandt. Es verhalt sich myelogen. Einen grundlegenden Unterschied zeigt die Untersuchung der Lagebeziehungen zum Achsenzylinder bzw. Ganglioplasma auf: Beim Wirbeltier liegt die Markscheide einwarts der Schwannschen Scheide im neuronalen Ektoplasma, beim Wirbellosen aber in der Glia. Bei Crustaceen und Kephalopoden schiebt sich zwischen „Markscheide“ und Neuroplasma die „Schwannsche Scheide“ ein. 10. „Vollkommene“ und „unvollkommene“ Nerven (Kabelstadium) im Sinne Waldeyers gibt es bei den bilateralen Tieren nicht. Auch bei Helix und Anodonta werden die aus sekundaren Gliaverzweigungen gebildeten Nervenfaserfacher durch Lipoide zu geschlossenen Scheiden fur jede einzelne Faser integriert. Die zunehmende Umscheidung durch ein zusatzliches Plasmodium („Schwannsche“ Scheide) bei hoheren Wirbellosen wird als Peripherisation bezeichnet, da sich die Nerven niederer und hoherer Klassen der bilateralen Evertebraten so zueinander verhalten wie zentrales und peripheres Nervensystem bei einem Einzelindividuum in der Wirbeltierreihe. 11. Die „Markscheide“ an Nervenfasern und Ganglienzellen von Wirbellosen ist der Markscheide der Wirbeltiere analog, dem Gliagrenzhautchen der Fasern und Ganglienzellen im Zentralnervensystem der Wirbeltiere jedoch homolog. An manchen Elementen, besonders den „dunklen“ Zellen, der Wirbellosen auftretende ektoplasmatische Lipoidmembranen konnen mit der Markscheide des Wirbeltierneurons homologisiert werden. 12. Exogene „Trophospongien“ im Sinne Holmgrens, auch exogener Holmgren-Apparat genannt, sind bei den untersuchten Spezies sehr selten und treten nur an sehr grosen Ganglienzellen auf. Die Annahme Holmgrens, das diese Bildungen Kanalchennatur besitzen, kann nicht bestatigt werden. Ihr Auftreten an mittelgrosen und kleinen Zellen sowie ihr gehauftes Vorkommen an grosen und kolossalen Elementen kann nur als morphologisches Kennzeichen einer Gliareaktion auf asphyktische Zustande der Ganglienzellen erklart werden.

https://doi.org/10.1007/bf00344329