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Loblied auf Roby

Hans Sillescu

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Es ist einfach wunderbar beruhigend, einen Roby zu haben, der immer Zeit hat, der sich von selber auf meine Wunsche einstellen kann und vieles diskret erledigt, was ich doch nur vergessen wurde. Vor allem kennt er meinen Gesundheitszustand. Wenn er Abweichungen von meinem Wohlbefinden registriert und diese nicht selbst beheben kann, ruft er sofort professionelle Hilfe. Dadurch wird mir ein einigermasen schmerzfreies Leben ermoglicht, obwohl ich nach fruheren Masstaben gewissermasen auf dem letzten Loch pfeife. Besonders genial ist die heutige Schmerzbehandlung, die sich aus Beobachtungen von Vilayanur Ramachandran in den Neunzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts ergeben hat. In seinem damaligen Bestseller „Phantoms in the Brain“ hat er beschrieben, wie man zum Beispiel Phantomschmerzen in den Fingern eines amputierten Armes dadurch heilen kann, dass man in einer einfachen Vorrichtung den noch gesunden Arm auf die andere Seite spiegelt und dem Patienten sagt, er moge jetzt beide Hande bewegen. Das Gehirn fallt auf diese optische Tauschung herein und ubertragt im Laufe der Zeit die Gefuhle der gesunden Hand auf die vorher schmerzende Phantomhand des amputierten Armes. Die Einsicht, dass alle Schmerzen im Grunde „Phantomschmerzen“ sind, die im Gehirn erzeugt werden, fuhrte nach jahrzehntelanger Arbeit von Hirnforschern zu einer Schmerztherapie, die ohne Medikamente auskommt. Sehr hilfreich war dabei auch die Erforschung der Anosognosie, einer Wahrnehmungsstorung, bei der zum Beispiel ein halbseitig gelahmter Patient die Lahmung abstreitet, weil er sie nicht wahrnimmt. Sie ist fur ihn nicht existent; daher halt er sich fur vollkommen gesund und erfindet die abenteuerlichsten Erklarungen, wenn er auf offensichtliche Merkwurdigkeiten seines Verhaltens angesprochen wird. Nachdem man den Zusammenhang mit den neuronalen Prozessen im Gehirn verstanden hatte, konnte man daran gehen, diese so zu steuern, dass die betroffenen Patienten schmerzfrei mit ihren Defekten leben konnen, ohne in ihrem Lebensablauf mehr als notig beeintrachtigt zu werden.

https://doi.org/10.1007/978-3-662-48124-0_26