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RESEARCH PRODUCT
Die Darstellung von Sexualität im deutschen Reality-TV: Eine Inhaltsanalyse der Serie „Berlin – Tag und Nacht“
Tobias TornowRichard Lemkesubject
Reproductive MedicineReality tvmedia_common.quotation_subjectArtHumanitiesGeneral Psychologymedia_commondescription
Zusammenfassung Einleitung: Medien sind für Jugendliche eine wichtige Quelle bei der Aneignung von Vorstellungen über sexuelle Handlungsabläufe und Rollenverteilungen. Als besonders wirkmächtig gilt das sogenannte Reality-TV: Die dortigen Darsteller_innen bieten im Sinne der sozial-kognitiven Lerntheorie hohes Identifikationspotential, da sie etwa gleich alt und in ähnlichen Lebensumständen wie die Rezipient_innen sind. Zudem wird der Eindruck vermittelt, dort würden nicht fiktionale, sondern dem realen Leben entsprechende Handlungsmuster und Situationen abgebildet. Forschungsziele: Ziel der Studie war zu untersuchen, wie Sexualität in der reichweitenstarken Scripted-Reality-Soap „Berlin – Tag und Nacht“ (Sehbeteiligung 450.000 Jugendliche und junge Erwachsene) dargestellt wird. Methoden: Mithilfe einer quantitativen Medieninhaltsanalyse wurden folgende Dimensionen erfasst: 1) sexuelle Lust bzw. sexuelles Verlangen, 2) sexuelle Unlust bzw. fehlendes sexuelles Verlangen, 3) sexuelles Vorantreiben, 4) sexuelles Zögern, 5) sexuelles Vergnügen, 6) sexuelles Unbehagen bzw. fehlendes sexuelles Vergnügen, 7) Bereuen von Sex. Ergebnisse: Die Analyse von 123 Folgen (Vollerhebung von Juli 2015 bis Dezember 2015) erbrachte 65 sichtbare sexuelle Akte. Die untersuchten Dimensionen wurden gleich häufig für Männer und für Frauen dargestellt mit zwei Ausnahmen: sexuelle Lust wurde etwas häufiger für Männer, Bereuen eines sexuellen Akts etwas häufiger für Frauen dargestellt. Thematisierungen von Sexualität fanden überwiegend durch die betroffenen Akteur_innen selbst statt. Schlussfolgerung: Insgesamt kann die Darstellung von Sexualität auf quantitativem Level als funktional für die psychosexuelle Entwicklung Jugendlicher angesehen werden. Zum einen, weil das Bild vermittelt wird, dass Sexualität zwischen den Beteiligten verhandelt werden darf. Zum anderen, weil tradierte sexuelle Geschlechterklischees entlang der untersuchten Dimensionen weitgehend vermieden werden.
year | journal | country | edition | language |
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2018-06-01 | Zeitschrift für Sexualforschung |