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Adoleszenz und Schule – Fallstudie und Theoriebildung bei Werner Helsper

Heiner Ullrich

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Im Mittelpunkt vieler Fallstudien von Werner Helsper stehen – wie hier exemplarisch in seinem fruhen Fall „Anne“ – die Selbstkrisen Heranwachsender im Spannungsfeld familialer, schulischer und peerkultureller Sozialisationsprozesse. Die theoretische Reflexion der Fallstudien erfolgt anfangs im Rahmen einer sozialwissenschaftlich erweiterten neo-psychoanalytischen Theorie des Selbst und einer soziologischen Diagnose der Individualisierungsprozesse in der modernisierten Jugendphase. Im Fortgang seiner Jugend- und Schulforschung errichtet Werner Helsper fur die Fallinterpretation ein weit ausgreifendes Theoriegebaude, das mit Bezugnahme auf Oevermann zunachst die grundlegende Ablosungskrise der Adoleszenz im Prozess der Individuation ausdifferenziert. Daneben treten eine kulturanthropologisch belehrte Theorie der Schulkultur und das an Bourdieu anknupfende Konzept des habituellen Passungsverhaltnisses. Die Lehrer-Schuler-Beziehung wird als ein von Anerkennungsverhaltnissen getragenes padagogisches Arbeitsbundnis begriffen und das padagogische Handeln selbst wird strukturtheoretisch als ein von konstitutiven Antinomien bestimmtes interaktives Vermittlungsgeschehen bestimmt. Wahrend es in der Theoriebildung somit zu einer intellektuellen Elaboration und Transformation in der Beziehung zwischen dem Forscher Werner Helsper und seinen Falle gekommen ist, ist seine grundlegende Sympathie fur deren Versuch einer „Subjektivitats-Rettung durch Entsubjektivierung“ in der Krise der Adoleszenz bis heute konstant geblieben.

https://doi.org/10.1007/978-3-658-25094-2_5