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Wandel durch Anpassung: Die Veränderung der CSU-Wählerschaft 1966 – 2003

Jürgen W. Falter

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Bayern hat im vergangenen halben Jahrhundert geradezu dramatische Veranderungen durchgemacht, die aber einem normalerweise nur dann bewusst werden, wenn man Anfangs- und Endpunkt der jeweiligen Entwicklung betrachtet. Den Zeitgenossen sind diese Veranderungen vermutlich kaum aufgefallen, da sie ganz allmahlich vor sich gingen. Angesichts ihrer weit reichenden Folgen reprasentieren sie dennoch einen keinen Bereich der Gesellschaft auslassenden tief greifenden Umstrukturierungs- und Modernisierungsprozess. Aus einem in den sechziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts noch weitgehend kirchlich gepragten Staat wurde eine im Kern sakulare Gesellschaft, aus einer durch den primaren und sekundaren Sektor bestimmten Wirtschaft wurde im Prozess der so genannten Tertiarisierung eine Dienstleistungsgesellschaft, aus einem Nehmerland im Landerfinanzausgleich wurde eines der wichtigsten Geberlander der Bundesrepublik. Das Pro-Kopf-Einkommen wuchs, gemessen am Bundesdurchschnitt, in den vergangenen vierzig Jahren weit uberproportional. Gleichzeitig wurde die bayerische Gesellschaft im bundesrepublikanischen Gleichtakt deutlich „alter“, d. h. heute leben erheblich mehr Menschen uber 60 Jahre in Bayern als das vor vierzig oder funfzig Jahren der Fall war; dafur gibt es, gewissermasen im ungerechten Ausgleich, deutlich weniger junge Burger. Kurz: Bayern hat so tief greifende Veranderungen durchgemacht, dass es fast wie ein Wunder vorkommen muss, dass heute mit praktisch der gleichen Starke und Verankerung in der Wahlerschaft wie damals noch immer noch dieselbe Partei das Land regiert, die Quasi-Staatspartei CSU.

https://doi.org/10.1007/978-3-531-90763-5_30