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RESEARCH PRODUCT
Die Einheitspsychose als psychopathologische Leitidee
Werner Janzariksubject
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Als nosologisch indifferente Grundlagenforschung hat Psychopathologie bei der Vorbereitung einer klinischen Differentialtypologie zunachst die psychologische Eigenart der mit hinreichender Sicherheit als „endogene Psychosen“ beschriebenen Bilder zu bestimmen. Eine Abgrenzung der endogenen Psychosen, die zunachst mit der Unverbindlichkeit einer erst im Fortgang der Untersuchung auf ihre Brauchbarkeit zu prufenden These erfolgen mus, soll hier nur gegenuber den korperlich begrundbaren Psychosen erfolgen und nicht, der Frage folgend, was uberhaupt eine Psychose sei, gegenuber dem gesunden oder nicht psychotisch abnormen Seelenleben. Endogene Psychosen, so lautet unsere These, sind als psychopathologisches Phanomenganzes ausschlieslich aus einer aktuellen Storung bzw. einer bleibenden Schadigung seelischer Dynamik herzuleiten. In korperlich begrundbaren Psychosen last sich bei der Mehrzahl der Beobachtungen, zumindest bei den chronischen Bildern, neben solchen dynamischen Storungen oder Schadigungen eine Beeintrachtigung des reprasentativen Bereiches nachweisen, die schlieslich bei hirnorganischen „Werkzeugstorungen“ das Bild beherrscht. In diesem Sinne sind die intellektuelle und mnestische Demenz, die Merkschwache und die Schadigung des Raum- und Zeitgitters, der Wandel reprasentativer Funktionen bei manchen Sinnestauschungen, insbesondere den visuellen Halluzinationen vom deliranten Typ, schlieslich auch Aphasien, Apraxien und Agnosien den korperlich begrundbaren Psychosen bzw. organisch „verunreinigten“ endogenen Psychosen vorbehalten. Der Schwund der reprasentativen Bestande in endogenen Psychosen bleibt dem normalpsychologischen Prozes des Verdrangens und Vergessens, der allenfalls durch Besonderheiten des psychopathologischen Bildes modifiziert wird, unterworfen. Der Verlust reprasentativer Determinierungen, durch die eine Gliederung der Dynamik und die uberdauernde Ordnung des seelischen Gefuges uberhaupt erst moglich wird, oder ein Funktionswandel im reprasentativen Bereich konnen bei „organischen“ Bildern die individuelle Struktur ebenso gefahrden wie bei endogenen Psychosen ein Entgleisen des dynamischen Geschehens, nur eben in anderer Weise. Will man die Eigenart korperlich begrundbarer Psychosen erfassen, wird man den Nachdruck auf den reprasentativen Bereich zu legen haben, wahrend bei den endogenen Psychosen vom dynamischen Geschehen ausgegangen werden mus.
year | journal | country | edition | language |
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1959-01-01 |