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Phänomenologie und Gestaltpsychologie

Heiko HechtWolfgang Desnizza

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Die fur die deutsche Psychologie wohl wichtigste Geistesbewegung ist die Phanomenologie, die Lehre der Erscheinungen. Wir sind uns unserer Sinneserfahrungen und Gedanken bewusst, aber wie dies geschieht, wird im 19. Jahrhundert auf dem europaischen Kontinent – vielleicht gefordert durch die Ubung in Naturbetrachtung und dem Versuch, objektive Beobachtungen anzustellen – allmahlich in ganz neuem Lichte gesehen. Descartes hatte noch angenommen, dass Bewusstsein als zentrale Instanz alles Denken und Erleben begleitet, wenn nicht ermoglicht, und hatte darin kein Problem gesehen. Wenn man aber das Bewusstsein – sei es eines Sinneseindrucks, sei es des „cogito“ – auch wieder als Erscheinung auffasst, dann tun sich eine Reihe von Problemen auf: Mussen wir die Descartes’sche Trennung von Erscheinung und deren innerer Beobachtung durch unser Bewusstsein etwa infrage stellen? Handelt es sich beim Wahrnehmen immer gleichzeitig um zwei Prozesse: den Prozess des Wahrnehmens und dessen Beobachtung? Ist Bewusstsein also ein dualer Prozess? Einige Phanomenologen, zum Beispiel der Psychologe Franz Brentano, waren dieser Ansicht, aber andere wie Husserl (1859–1938) und Sartre (1905–1980) folgten ihm nicht unbedingt. Die grose gemeinsame Einsicht der Phanomenologie war nun, dass wir hier nur weiterkommen, wenn wir bei den Erscheinungen anfangen und zunachst einmal genau erkunden, wie diese beschaffen sind. Anhand einiger sieht man, wie unterschiedlich und vielfaltig Erscheinungen sein konnen. Alle folgenden Satze beschreiben Erscheinungen:

https://doi.org/10.1007/978-3-8274-2947-6_9