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Wolfgang Desnizza
Non-Statements und Kohärenz
Nachdem wir uns in ▶ Kap. 4mit dem rationalistischen Wissenschaftsbild des Kritischen Rationalismus beschaftigt haben und in ▶ Kap. 5mit den empiristischen Positionen von Thomas Kuhn und der Frankfurter Schule, kommen wir jetzt zu zwei Positionen, die mehr als nur historische Bedeutung haben, da sie unser modernes Wissenschaftsverstandnis im 21. Jahrhundert leiten. Die modernen Positionen zeichnen sich dadurch aus, dass sie nicht mehr streng rationalistisch oder streng empiristisch sind, sondern gemasigtere Grundhaltungen verkorpern. Sie werden jedoch merken, dass es auch hier heute zwei grundlegend unterschiedliche Auffassungen gibt. Die eine, der sogenannte Non-Statement View von Joseph D…
Informationsverarbeitung und Kognitive Wende
Nachdem wir uns mit dem Behaviorismus beschaftigt haben, der mit erschreckender Radikalitat alle subjektive Erfahrung – und damit auch Kognitionen – aus dem Gegenstandsbereich der Psychologie eliminiert hatte, wollen wir jetzt kurz die Gegenbewegung, den Informationsverarbeitungsansatz in der Psychologie kennenlernen. Der Paradigmenwechsel vom Behaviorismus zur Informationsverarbeitung verdient durchaus diesen Kuhn’schen Ausdruck und wird kognitive Wendegenannt. Den Informationsverarbeitungsansatz kann man auch mit einem Kognitivismus gleichsetzen. Eine wichtige Station auf dem Weg dorthin oder, in Kuhns Worten, ein Ausloser fur die Krise des alten Paradigmas ist sicherlich in der Behaviori…
Logik I: Einführung in die Logik
Wir haben in ▶ Abschn. 1.1 und ▶ Abschn. 1.2 festgestellt, dass die Psychologie Aussagen uber Seelisches macht. Wir haben auch versucht, den Seelenbegriff zu klaren. Jetzt gilt es zu klaren, was Aussagen sind. Ganz einerlei, ob wir Psychologie in erster Linie als Wissenschaft vom Verhalten verstehen oder geneigt sind, die Ruhrungen der Seele etwas philosophischer aufzufassen, um die Frage nach der Aussage kommen wir nicht herum. Sie ist fundamental, ja so fundamental, dass Sie sich vielleicht fragen, ob diese Grundlichkeit notwendig sei. Sie ist es, wenn wir in irgendeiner Form das bewerten wollen, was unsere Forschung herausgebracht hat. Und genau das ist ja die Aufgabe des Wissenschaftler…
Phänomenologie und Gestaltpsychologie
Die fur die deutsche Psychologie wohl wichtigste Geistesbewegung ist die Phanomenologie, die Lehre der Erscheinungen. Wir sind uns unserer Sinneserfahrungen und Gedanken bewusst, aber wie dies geschieht, wird im 19. Jahrhundert auf dem europaischen Kontinent – vielleicht gefordert durch die Ubung in Naturbetrachtung und dem Versuch, objektive Beobachtungen anzustellen – allmahlich in ganz neuem Lichte gesehen. Descartes hatte noch angenommen, dass Bewusstsein als zentrale Instanz alles Denken und Erleben begleitet, wenn nicht ermoglicht, und hatte darin kein Problem gesehen. Wenn man aber das Bewusstsein – sei es eines Sinneseindrucks, sei es des „cogito“ – auch wieder als Erscheinung auffa…
Logik II: Logik als formalisierte Sprache
In ▶ Kap. 2haben wir erfahren, was ein Argument ist. Man kann ein Argument als Begrundungssystem verstehen, das aus mehreren Satzen besteht, namlich aus einer begrundenden Pramisse und einer begrundeten Konklusion . Jetzt wollen wir die Frage weiterverfolgen, wann ein Argument wahr ist.
Von Aristoteles bis zum 19. Jahrhundert
Nachdem wir einiges uber Logik und Wissenschaftstheorie gelernt haben, sind wir nun dazu in der Lage, die historischen Stromungen und Paradigmen in der Psychologie zu bewerten und einzuordnen. Dies kann und soll nur schlaglichtartig geschehen, da in dem vorliegenden Buch keine umfassende Geschichte der Psychologie nacherzahlt werden kann. Hierzu sei auf das problemgeschichtliche Werk von Ludwig Pongratz (1984) verwiesen. Wir wollen unsere „Schlaglichtgala“ mit einigen Beispielen aus der Antike sowie ein paar Brockchen aus dem Mittelalter und der Neuzeit bis ins 19. Jahrhundert fuhren, in dem die Psychologie als Wissenschaft im heutigen Sinn entstand.
Rationalismus und Empirismus
Weder die blose Hand noch der sich selbst uberlassene Verstand bringen viel zustande; es sind Instrumente und Hilfsmittel, durch die etwas zustande gebracht wird; der Verstand bedarf ihrer nicht minder als die Hand. Und wie die Instrumente der Hand die Bewegung entweder lenken oder leiten, so unterstutzen oder schutzen die Instrumente des Geistes den Verstand. (Francis Bacon, 1990)