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Biographische Erfahrungen reformschulischer Entgrenzung — am Beispiel der Waldorfschule

Sebastian Idel

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Fur den vorliegenden Beitrag ist die These fundamental, dass dem sozialisatorischen Erfahrungszusammenhang von Reformschulen eine besondere biographische Relevanz beizumessen ist. Fur Schuler/innen macht es aus biographieanalytischer Sicht einen Unterschied, ob sie Regel- oder aber Reformschulen besuchen — sowohl in Bezug darauf, wie sie selbst den Beitrag der Schule zu ihrem Lebensweg veranschlagen (ihrem subjektiv-intentionalen Sinnbezug), als auch hinsichtlich der durch methodisch kontrollierte und biographie- und sozialisationstheoretisch fundierte Interpretation zur bestimmenden Bedeutsamkeit der Schulerfahrungen fur den biographischen Verlauf und die Entstehung der Person im lebensgeschichtlichen Kontext (d.h. die Genese der biographischen Fall- und Prozessstruktur). Ich muchte im Folgenden diese These am Beispiel der Waldorfschule ausfuhren. Zunachst werden aus schultheoretischer Perspektive die Spezifika von Reformschulkulturen in Kontrast zur Staats- bzw. Regelschulkultur erst idealtypisch und dann am Beispiel der Waldorfschule als Entgrenzungsbewegungen skizziert, die in jeder Einzelschule bzw. in jeder Biographie auf besondere Weise ausgeformt sind und gerade so dann biographisch bedeutsam werden. Im Anschluss daran werden die Lebensgeschichten zweier ehemaliger Waldorfschulerinnen vorgestellt, welche dem Sample meiner Dissertationsstudie entstammen (Idel 2005). Am Ende dieses Beitrags werden uber die beiden dargestellten Biographien hinausgehend Thesen zu Chancen und Risiken waldorfschulischer Sozialisation abstrahiert. Insgesamt soll der Vorgabe der Herausgeber dieses Bandes Rechnung getragen werden, Schulreformprozesse bzw. den Erfahrungsraum von Reform- und Alternativschulen als eine durch besondere Antinomien, Spannungsverhaltnisse, Ambivalenzen und Widerspruche gepragte Praxis zu analysieren.

https://doi.org/10.1007/978-3-531-91053-6_18