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RESEARCH PRODUCT
Komplikationen nach Zelltherapie
J. BohlR. MatternL. PtschK. H. MerkelGotfried WaltherH. H. GoebelW. Esingersubject
Cell therapyGynecologymedicine.medical_specialtybusiness.industrymedia_common.quotation_subjectmedicineArtAnatomybusinessSurgeryPathology and Forensic Medicinemedia_commondescription
Nach wie vor durfen tierische Frischzellpraparationen zur sog. Zellulartherapie verabreicht werden unter der Vorstellung einer allgemeinen Vitalisierung und Roborierung des Organismus, insbesondere des Immunsystems. Die Verwendung von Trockenzelltherapeutica hat das Bundesgesundheitsamt bereits 1987 vorlaufig verboten, nicht ohne darauf hinzuweisen, das auch gegen die sog. Frischzelltherapie schwerwiegende Bedenken bestunden, das ein generelles Verbot auch dieser Behandlungsweise jedoch nicht in seiner Kompetenz lage. Wiederholt waren z.T. lebensbedrohliche und auch todliche Komplikationen im Verlauf dieser Therapie beobachtet und beschrieben worden. Den bereits publizierten Beobachtungen werden weitere hinzugefugt: 1. Eine 69jahrige Frau war etwa 9 Jahre lang mit Zellpraparationen behandelt worden. Jetzt trat nach einer erneuten Sicca-Zellinjektion ein Kollaps auf und etwa 7 Tage spater eine rasch aufsteigende Landrysche Paralyse mit Schluckstorungen und Atemlahmung. Sie verstarb 3 1/2 Wochen nach dieser letzten Injektion infolge respiratorischer Insuffizienz. Die Obduktion ergab u.a. die typischen Veranderungen eines akuten Landry-Guillain-Barre-Syndroms. 2. Eine 76jahrige Patientin war bereits seit einigen Jahren mit Frischzellpraparationen behandelt worden. Jetzt trat nach einer erneuten Injektion eine lokale Schwellung am Injektionsort auf, welche zunachst als iatrogene Blutung gedeutet wurde. Zur operativen Versorgung dieser Komplikation in ein anderes Krankenhaus verlegt, verstarb die Patientin 2 Tage nach der Therapie unter den Zeichen eines perakuten Schocks. Die Obduktion ergab eine Clostridieninfektion; weiterhin fanden sich Veranderungen am peripheren Nervensystem im Sinne eines akuten Landry-Guillain-Barre-Syndroms mit Beteiligung auch des vegetativen Nervensystems. In beiden Fallen konnte die Erkrankung des Nervensystems als allergisch-hyperergische Reaktion nach Sensibilisierung durch Injektion frischer bzw. getrockneter tierischer Zellsuspensionen aufgefast werden. Auch die bereits publizierte perivenose Leukoencephalopathie nach Frischzellentherapie ist vermutlich auf immunologische Prozesse zuruckzufuhren. Die moglichen pathogenetischen Mechanismen werden erortert und gemeinsam mit anderen Beobachtungen aus Mainz und Berlin diskutiert. Auf die entscheidende Rolle des Nervensystems bei diesen Komplikationen, insbesondere des peripheren Nervensystems, und vor allem auf die Bedeutung vegetativer Regulationsstorungen fur die Prognose wird hingewiesen. Es sei betont, das die Aufklarung derartiger Erkrankungen mit todlichem Ausgang eine besondere Sektionstechnik erfordert mit Entnahme der gesamten Wirbelsaule und mit Untersuchung auch der peripheren Nerven, einschlieslich des vegetativen Systems.
year | journal | country | edition | language |
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1989-10-01 | Zeitschrift f�r Rechtsmedizin |