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RESEARCH PRODUCT

Primär-Dilatation versus Thrombolyse bei Patienten mit akutem Myokardinfarkt, die nicht in randomisierte Studien eingeschlossen wurden

Glunz HgMartin GottwikRudolf SchieleJulia C. SengesKarlheinz SeidlThomas VoigtländerSteffen SchneiderKarl-eugen HauptmannRalf Zahn

subject

Gynecologymedicine.medical_specialtybusiness.industrymedicineMyocardial diseaseCardiology and Cardiovascular MedicinebusinessCoronary heart disease

description

Die randomisierten Studien zum Vergleich der Thrombolyse und der Primar-Dilatation beim akuten Myokardinfarkt schlossen keine Patienten mit Linksschenkelblock, nichtdiagnostischem ersten Elektrokardiogramm, einer Prahospitalzeit von ≥ 12 h oder einer unbekannten Prahospitalzeit ein. Im klinischen Alltag werden jedoch haufig solche Patienten mittels Thrombolyse oder Primar-Dilatation behandelt. Um diese Patientengruppen zu beschreiben und den Einflus der Lyse und der Primar-Dilatation zu vergleichen, untersuchten wir die Daten aus der “Maximale Individuelle Optimierte Therapie beim Akuten Myokardinfarkt” (MITRA)-Studie. Bei 737 von 3308 (22,3 %) mittels Primar-Dilatation oder Lyse behandelten Patienten lag bei Aufnahme mindestens eine der genannten Bedingungen vor. Primar dilatiert wurden 158/737 (21,4 %) und lysiert wurden 579/737 (78,6 %) der Patienten. Die Patientencharakteristika und die Begleiterkrankungen zeigten wenig Unterschiede zwischen den primar dilatierten und den lysierten Patienten. Mittels Primar-Dilatation behandelte Patienten waren im Median 3 Jahre junger (62 versus 65 Jahre, p<0,036) und hatten seltener eine manifeste Herzinsuffizienz bei Aufnahme (Primar-Dilatation: 3,2 % versus Lyse:8,9 %, OR=0,34,95%-KI:0,13–0,86). Die Zeit von der Aufnahme bis zum Beginn der Therapie war bei den dilatierten Patienten 1½ h langer als bei den lysierten Patienten (156 min Median versus 47 min Median, p=0,001). Eine Begleittherapie mit β-Blockern (70,3 % versus 55,9 %; OR=1,87,95 %-KI: 1,28–2,72) und ACE-Hemmern (62 % versus 49,9 %; OR=1,64,95 %-KI:1,14–2,35) wurde haufiger bei den Patienten, die eine Primar-Dilatation erhielten, eingesetzt. Sowohl die Krankenhausmortalitat (8,2 % versus 16,4 %; OR=0,46,95 %-KI:0,25–0,84) als auch der kombinierte Endpunkt aus Tod, Reinfarkt, Postinfarktangina, fortgeschrittener Herzinsuffizient und Apoplex (24,1 % versus 42,3 %, OR=0,43,95 %-KI:0,29–0,64) waren bei den Primar-Dilatations-Patienten niedriger im Vergleich zu den lysierten Patienten. Bei der logistischen Regression ergab sich eine unabhangige Assoziation der Primar-Dilatation mit einer niedrigeren Rate des kombinierten Endpunktes (OR=0,73,95 %-KI:0,59–0,91). Bei allen Subgruppen zeigte sich durchgehend eine niedrigere Mortalitat und eine niedrigere Rate des kombinierten Endpunktes bei den primar dilatierten im Vergleich zu den lysierten Patienten. Patienten, die nicht in die randomisierten Studien zum Vergleich der Primar-Dilatation mit der Lyse eingeschlossen wurden und keine Kontraindikatinen zur Lyse aufweisen, machen 22 % aller mittels Lyse oder Primar-Dilatation behandelter Patienten in der klinischen Praxis aus. Die Primar-Dilatation scheint verglichen mit der Thrombolyse bei diesen Patienten mit einer niedrigeren hospitalen Komplikationsrate verbunden zu sein.

https://doi.org/10.1007/s003920050304