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RESEARCH PRODUCT

Therapie der Computerspiel- und Internetsucht

Klaus WölflingTagrid Leménager

subject

GynecologyPsychiatry and Mental healthmedicine.medical_specialtyPolitical sciencePublic Health Environmental and Occupational HealthmedicineMedicine (miscellaneous)

description

Einleitung: Die Problematik exzessiver Computerspiel- und Internetnutzung wurde insbesondere in den letzten Jahren durch die erhöhte Verfügbarkeit des Internets zu einem Focus des Interesses in der psychiatrischen und psychologischen Forschung. Besonders der enorm facettenreiche Spielesektor bildet hierbei eine neue Interaktionsform. Zur Behandlung von Computerspiel- und Internetabhängigkeit gibt es bisher nur wenig empirisch fundierte wissenschaftliche Forschung und dem entsprechend auch wenig evaluierte spezifische psychotherapeutische Konzepte. Methodik: Der folgende Artikel soll einen Überblick über bisherige allgemeine und therapiespezifische Forschungsbefunde zur Computerspiel- und Internetabhängigkeit geben. Dabei werden diagnostische Verfahren, Erklärungsansätze sowie aus den Studienergebnissen abgeleitete verhaltenstherapeutische Ansätze vorgestellt und diskutiert. Ergebnisse: Aufgrund der hohen Komorbidität von Angst- und depressiven Störungen, die besonders mit sozialen Kompetenz Defiziten und schlechten Stressbewältigungsstrategien assoziiert sind, stehen verhaltenstherapeutische Interventionen in Gruppen, die auf die Analyse des Problemverhaltens und seiner aufrechterhaltenden Bedingungen abzielen, in der Behandlung von Patienten mit exzessivem Computerspiel- und Internetgebrauch im Vordergrund. Daneben deuten neurobiologische Befunde als auch Ergebnisse aus der Persönlichkeitsforschung auf ähnliche Mechanismen hin, die zu der Entstehung und Aufrechterhaltung von substanzbezogenen Abhängigkeiten beitragen. Hieraus lassen sich Elemente aus der suchtspezifischen Therapie, wie cue-exposure Training mit dem Avatar als auch Situationsanalysen, die mit dem exzessiven Verhalten gekoppelt sind, auf die Behandlung die von Computerspiel und Internetabhängigen sehr gut transferieren. Schlussfolgerungen: Aus bisherigen Forschungsbefunden lassen sich zwar therapeutische Konzepte für die Behandlung von computerspiel- und internetabhängigen Patienten ableiten, es bedarf jedoch an empirischen Studien die den Transfer dieser Interventionen etablieren. Die zu beobachtende Psychopathologie unterstützt die Annahme Computerspiel- und Internetabhängigkeit als eigenes Störungsbild in die klinischen Manuale des DSM V unter die Kategorie Sucht und verwandte Störungen einzuordnen.

https://doi.org/10.1024/0939-5911.a000116