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RESEARCH PRODUCT

Unter- und mittelpleistozäne Homininen

Winfried HenkeHartmut Rothe

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Das Pleistozan unterscheidet sich in anthropologischer Hinsicht vom Pliozan offensichtlich durch eine zeitlich gestaffelte geografisch weitere Verbreitung und geringere morphologische Formenvielfalt der Homininen. An der Grenze zwischen Tertiar und Quartar tritt erstmals eine Art der Gattung Homo auf, die sich im Gegensatz zu H. habilis und H. rudolfensis vergleichsweise nur noch in wenigen Kennzeichen von unserer eigenen Spezies unterscheidet. Seit seiner Entdeckung galt die als H. erectus etablierte Form zunachst als Vorfahr von H. sapiens und spater als Zwischenglied zwischen dem fruheren H. habilis sensu lato und H. sapiens. Diese Rolle, insbesondere der Artstatus von H. erectus, ist in den letzten Jahren zunehmend angezweifelt worden, da nach Ansicht einiger Autoren ein gradueller Wandel allmahlich zu den modernen Formen ubergeleitet haben soll. Die evolutive Kontinuitat der pleistozanen Hominini in vielen geografischen Regionen wurde als Argument gegen die Unterscheidung von H. erectus und H. sapiens angefuhrt. Es wurde daher — in der Tradition der Evolutionaren Taxonomie — vorgeschlagen, die Art H. erectus aufzugeben und nur noch eine Spezies, namlich H. sapiens, fur die pleistozane Homininen-Linie anzuerkennen.

https://doi.org/10.1007/978-3-642-58962-1_8