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RESEARCH PRODUCT
Therapieziele von Basis- und Eskalationstherapien zur Behandlung der schubförmig-remittierenden Multiplen Sklerose
Martin StangelH.-p. HartungR. GoldH. WiendlFrauke ZippFür Die Teilnehmer Eines Expertenmeetingssubject
Gynecologymedicine.medical_specialtybusiness.industrymedicineNeurology (clinical)businessMultiple sklerosedescription
Vor dem Hintergrund der Verfugbarkeit neuer, hochwirksamer MS-Therapeutika und der besonderen Bedeutung des fruhen Krankheitsverlaufs fur die Prognose der MS kommt der Definition von Therapiezielen starkere Bedeutung zu. Insbesondere die Erstellung von Kriterien fur eine rechtzeitige Eskalationstherapie bei MS-Patienten ist eine relevante Frage der alltaglichen Versorgung. Leider fehlen fur diese Fragestellung Studienergebnisse mit Klasse-I-Evidenz. Im Rahmen eines industrieunterstutzten Expertenmeetings wurden Therapieziele von immunmodulatorischen Basis- und Eskalationstherapien fur Patienten mit schubformig-remittierender MS und Kriterien fur die rechtzeitige Umstellung auf Eskalationstherapien bzw. fur den Wechsel innerhalb von Eskalationstherapien erortert: Primares Behandlungsziel der immunmodulatorischen Basistherapie ist unter modernen Gesichtspunkten die bestmogliche Freiheit von klinisch relevanter und messbarer Krankheitsaktivitat. Fur die Eskalationstherapie wird als Therapieziel eine weitgehende Kontrolle der Krankheitsaktivitat und damit Stabilisierung des Verlaufs gefordert. In fruhen Phasen der MS spielt die Schubaktivitat eine wichtige Rolle. Schube sollen verhindert oder im Bereich der Eskalationstherapie zumindest in ihrer Frequenz deutlich reduziert werden. Die Behinderungsprogression ist von zentraler Bedeutung fur die letztliche Beurteilung des Therapieerfolgs und die Prognose der Erkrankung. Bei der MRT-Diagnostik kommt keinem singularen Parameter eine allein entscheidende Rolle zu. Neben der Beurteilung von Routineparametern wie gadoliniumaufnehmenden und (neuen bzw. sich vergrosernden) T2- und Flair-Lasionen gewinnen Verfahren zur Messung der globalen Hirnatrophie zunehmende Bedeutung und mussen weiter standardisiert werden. Aufgrund der besonderen Bedeutung des fruhen MS-Krankheitsverlaufs fur die Prognose und der Verfugbarkeit hochwirksamer MS-Therapeutika sollten Patienten unter Basistherapie ohne ausreichende Wirkung „rechtzeitig“ auf eine Eskalationstherapie umgestellt werden. Die Fachinformationen von Natalizumab und Fingolimod definieren nur relativ grobe Kriterien. Daher bedarf es laut Meinung der Expertengruppe einer Prazisierung: So sollte z. B. eine relevante bzw. stetige Zunahme der Behinderung auch bei niedrigen EDSS-Graden nicht toleriert und ein EDSS von 3 nicht uberschritten werden. Bei Versagen der ersten Basistherapie ist eine direkte Umstellung auf eine Eskalationstherapie mit Natalizumab oder Fingolimod zu bevorzugen, wobei die Patienten ausfuhrlich uber mogliche Risiken aufgeklart werden mussen. Bei allen Patienten sind regelmasige Verlaufsbeurteilungen notwendig, in die auch neuropsychologische Untersuchungen sowie Beurteilungen der Lebensqualitat und Arbeitsfahigkeit einfliesen sollten. Die verstarkte Zusammenarbeit niedergelassener Neurologen mit MS-Kompetenz- und Referenzzentren kann das rechtzeitige Erkennen von krankheitsaktiven Patienten, die Beurteilung der Wirksamkeit der gewahlten MS-Therapie und die Entscheidungsfindung wirksam unterstutzen.
year | journal | country | edition | language |
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2012-08-07 | Aktuelle Neurologie |