6533b855fe1ef96bd12b07c1

RESEARCH PRODUCT

Die Mediatisierung der Migrationspolitik und Angela Merkels Entscheidungspraxis

Hans Mathias Kepplinger

subject

0508 media and communications05 social sciences050602 political science & public administration050801 communication & media studies0506 political science

description

Die Entscheidung Merkels zum Verzicht auf Grenzkontrollen und ihre Erklarungen danach widersprechen ihren Auserungen zuvor. Grundlage einer Erklarung der Diskrepanz sind Daten zu den seit 2014 vorliegenden Schatzungen zur Migrantenzahl; zur Darstellung der Migration der TV-Nachrichten und Talkshows; zum Medieneinfluss auf die Vorstellungen betroffener Politiker von der Wirkung der Medien („reziproke Effekte“). Eine vorausschauende Politik hatte Masnahmen zur Begrenzung, Registrierung, Unterbringung und Versorgung treffen mussen. Sie hatten Merkels programmatischen Auserungen entsprochen, jedoch im Widerspruch zum Medientenor gestanden. Folglich hatte Merkel ihre seit Jahren erprobte Strategie aufgeben mussen, in Krisen und Konflikten dem Medientenor zu folgen. Deshalb hat Merkel zunachst nicht gehandelt. Als der Druck auf die Grenze eine Entscheidung unausweichlich machte, folgte sie erneut dem Medientenor. Begunstigt wurde ihre Strategie durch die atypische Mediennutzung und durch typische Fehlurteile von Politikern uber Medienwirkungen. Ein lange absehbarer Effekt des Medientenors und der Strategie Merkels war die extreme Polarisierung der Bevolkerung.

https://doi.org/10.1007/978-3-658-22663-3_9