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Die Evolution des Apostrophgebrauchs

Luise Kempf

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Abstract Der vorliegende Beitrag analysiert den Apostrophgebrauch zwischen 1600 und 1900 auf Basis des DTA (Deutsches Textarchiv). Im Zentrum steht die Frage nach der Entwicklung vom phonographischen zum morphographischen Zeichen. Eine erste aktive Phase in der zweiten Hälfte des 17. Jh. bleibt weitgehend auf phonographischen Gebrauch in belletristischen Texten begrenzt. In einer zweiten Phase (ab ca. 1770 bis 1900) erreichen morphographische Verwendungen (v. a. als Genitiv- und Derivationsapostroph) Spitzenwerte von bis zu 86 % (1880er Jahre, Textklasse Wissenschaft), wobei Sprachkontakteinflüsse sehr wahrscheinlich sind. Ein Rückgang morphographischer Apostrophe in den 1890er Jahren hängt höchstwahrscheinlich mit der dahingehenden Kodifizierung zusammen. Somit zeigen sich am Gegenstand des Apostrophs interessante Verflechtungen zwischen natürlichen, universellen Tendenzen (hier: einer leserfreundlichen Vertiefung des Schriftsystems) und soziohistorischen Faktoren (hier: Sprachkontakt und Kodifizierung).

https://doi.org/10.1515/jbgsg-2019-0009