6533b85afe1ef96bd12b9f9a

RESEARCH PRODUCT

Sind wir wirklich so glücklich, wie wir es glauben? Eine kritische Untersuchung der Arbeitszufriedenheit an einer Universitätskinderklinik

Gesine GrandeAndreas HiemischWieland KiessYve Stöbel-richterElmar Brähler

subject

Gynecologymedicine.medical_specialty05 social sciencesPublic Health Environmental and Occupational Health030210 environmental & occupational healthCritical examination0506 political science03 medical and health sciences0302 clinical medicinePolitical sciencePediatric hospital050602 political science & public administrationmedicineJob satisfaction

description

Zusammenfassung Ziel der Studie Trotz zahlreich berichteter Defizite und einem zunehmend angespannten Arbeitsumfeld in deutschen Krankenhäusern wird die Arbeitszufriedenheit von den Mitarbeitern regelmäßig als hoch bis sehr hoch einschätzt. Damit fehlen wichtige Argumente zur nachhaltigen Verbesserung von Arbeitsbedingungen gegenüber den Vorständen. Aus dieser Diskrepanz zwischen Arbeitsbedingungen und subjektiver Zufriedenheit ergab sich die Motivation für die vorliegende Arbeit. Methodik Die Datenerhebung erfolgte mittels einer Mitarbeiterbefragung am Kinderzentrum des Universitätsklinikum Leipzig AöR. Unterteilt wurde nach ärztlichem, Pflege- und Funktionsdienst. Gemessen wurde die subjektive Arbeitszufriedenheit anhand der fast ausschließlich in Unternehmen verwendeten klassischen Globalurteile vs. qualitative Arbeitszufriedenheit nach dem weit moderneren kognitiv-emotionalen Konzept des „Schweizer Modells“. Darüber hinaus wurden Arbeitszeit, arbeitsbedingte psychische Belastungsfolgen, Kündigungsbereitschaft und reale Austritte in Relation gesetzt. Ergebnisse Die Auswertung der klassischen Globalurteile zeigt hohe Arbeitszufriedenheitsquoten. Im Vergleich dazu ergibt die qualitative Analyse, dass nur jeder vierte Mitarbeiter und bei den Ärzten sogar nur jeder zehnte real mit seinem Job zufrieden ist. Insgesamt resultieren 4 Zufriedenheitsgruppen. Deutliche Unterschiede zwischen den Berufsgruppen zeigen die altersstratifizierten Profile und die Auswertung der psychischen Belastungsfolgen. Konträr verhält sich die Kündigungsbereitschaft. Schlussfolgerung Bei den vielfach publizierten Ergebnissen hoher Arbeitszufriedenheit in Krankenhäusern handelt es sich in der Mehrzahl um resignativ zufriedene Mitarbeiter. Dies resultiert psychodynamisch aus einer Spannungskompensation. Mit den klassischen Globalurteilen ist dies nicht messbar. Ebenso undetektiert bleiben in der Regel die konstruktiv unzufriedenen Mitarbeiter, welche für Unternehmen eine oftmals unterschätzte Ressource darstellen. Deren Spannungsreduktion resultiert dann meist in einem Jobwechsel.

https://doi.org/10.1055/s-0043-121873