6533b874fe1ef96bd12d60dd

RESEARCH PRODUCT

Das fragmentierte Selbst

Hans Mathias KepplingerMarcus Maurer

subject

description

Journalisten nehmen wie die Angehorigen aller Berufe verschiedene soziale Positionen ein (vgl. zum Folgenden Dahrendorf 2006; siehe auch Popitz 1975). Sie sind freie oder angestellte Journalisten, Schatzmeister von Vereinen, Vater/Mutter usw. Jede dieser Positionen ist unabhangig von den Individuen denkbar, wird aber von konkreten Individuen eingenommen. So gibt es die Positionen der Chefredakteure, Schatzmeister und Eltern auch ohne Herrn Maier und Frau Muller, aber Herr Maier und Frau Muller konnen die Positionen einnehmen. Die Positionen mussen von den Rollen unterschieden werden, die die Positionsinhaber spielen. Ihre Ursachen sind Rollenerwartungen. Als Inhaber von Positionen sind Journalisten wie die Angehorigen aller Berufe formellen und informellen Verhaltenserwartungen ausgesetzt (vgl. z. B. Weischenberg/Malik/Scholl 2006: 141 ff.). Zu den formellen Verhaltenserwartungen gehoren berufsspezifische Standards, etwa die Vorschriften des Presserechts und des Pressekodex sowie der Programmrichtlinien der offentlichrechtlichen Sender. Zu den informellen Verhaltenserwartungen gehoren von den Erwartungen an den Kleidungsstil und das Auftreten von Journalisten bis zur Prasentation bestimmter Sichtweisen bei der Berichterstattung uber aktuelle Themen unzahlige unausgesprochene Vorgaben. Verstose gegen die Verhaltenserwartungen werden geahndet, wobei sich die Reaktionen von einer unausgesprochenen Missbilligung uber die explizite Kritik bis zur schriftlichen Ruge und gerichtlichen Verurteilung erstrecken konnen.

https://doi.org/10.1007/978-3-531-91816-7_9