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RESEARCH PRODUCT

Untersuchungen zum hereditären Angioödem im deutschsprachigen Raum

Peter J. SpäthBrunello WüthrichAndreas ZiemerRalf BauerHans-dieter GöringHelmut HintnerKonrad Bork

subject

Gynecologymedicine.medical_specialtybusiness.industryMedicineDermatologybusinessC1 esterase

description

In 6 Zentren der BRD, der Schweiz und Osterreichs wurden 242 Personen erfast, bei denen ein quantitativer und funktioneller Defekt des C1-Esterase-Inhibitors (C1-INH) biochemisch nachgewiesen und uber 2–6 Generationen verfolgt werden konnte. Bezogen auf die Gesamteinwohnerzahl der 3 Lander betragt die Frequenz des HAE auf der Basis der von uns erfasten Falle 0,02×10−4. Da unsere epidemiologischen Untersuchungen nicht flachendeckend erfolgten, ist mit einer um mindestens 1–2 Zehnerpotenzen hoheren Dunkelziffer zu rechnen. Innerhalb eines Kollektivs von 110 Personen mit klinischen Manifestationen eines hereditaren Angioodems (HAE) wurden retrospektiv anamnestische, klinische, Labor- und Therapieergebnisse ausgewertet; 86 (78,2%) gehorten dem Typ I, 24 (21,8%) dem Typ II des HAE an. Zwischen Erstmanifestation und Diagnosestellung vergingen durchschnittlich 5,3 Jahre. In 12,5% traten in der Aszendenz Todesfalle unter einer Erstickungssymptomatik bei jungeren Erwachsenen auf. Bei 53,9% manifestierte sich das HAE bis zum 20. Lebensjahr und nur bei 3,9% nach dem 40. Lebenjahr. In 24,5% unserer Falle war es schon einmal zum Glottisadem gekommen. Nur in 31,8% der Falle wurde primar die richtige Diagnose gestellt, davon in 51,7% durch Dermatologen. Die haufigsten Fehldiagnosen lauteten Urtikaria (41,3%), Allergie (20%), akutes Abdomen (18,7%), Angina (8%), Rheuma (5,3%), Hirnblutung, Hirntumor, Epilepsie, Migrane (5,3%). Die topographische Verteilung der Hauterscheinungen bei unseren HAE-Patienten ahnelte derjenigen von In- toleranzreaktionen und Pseudoallergien. Quaddelbildung gehorte nicht zum HAE. Haufigste Ausloser waren Traumen, hormonelle Besonderheiten, psychischer Stres, Insektenstiche sowie einige Nahrungs- und Genusmittel. Menstruation und die Einnahme ostrogenhaltiger Kontrazeptiva begunstigten die Manifestation des HAE und wirkten aggravierend. In der Schwangerschaft besserte sich dagegen haufiger die klinische Symptomatik. Als diagnostisch wegweisend sahen wir das Nichtansprechen der HAE-Symptomatik auf eine klassische antiallergische Therapie an. Die Therapie der Wahl waren im akuten Anfall die Substitution mit C1-INH-Konzentrat und im Intervall der Einsatz des attenuierten Androgens Danazol. Alternativ vor allem bei Kindern bewahrte sich uns die Gabe von Tranexamsaure. Wir beobachteten keine Bildung von C1-INH-Antikorpern nach mehrmaliger C1-INH-Gabe. Danazol zeigte aufgrund seiner anabolen, antiostrogenen, antigestagenen und antigonadotropen Wirkung geringgradige unerwunschte Nebenwirkungen bei 41,7% unserer Patienten. Sie traten bei Frauen doppelt so haufig auf wie bei Mannern, waren dosisabhangig und bis auf die permanente Senkung der Stimmlage bei 1 Patienten reversibel. Als therapiebegleitende Diagnostik eignet sich die Bestimmung der C1-INH-Funktion durch Messung des C1r-Verbrauchs.

https://doi.org/10.1007/s001050050710