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Fehlende gymnasiale Arbeitshaltung der Schüler — Legitimationsfiguren an Gymnasien

Fritz-ulrich KolbeJulia SteinwandKerstin HartwichKerstin Rabenstein

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Das Gymnasium wandelte sich in den letzten Jahrzehnten von einer Eliteanstalt zu einer Schule mit dem mittlerweile „attraktivsten Programm einer intellektuell anspruchsvollen Grundbildung“ fur einen breiten Anteil der Sekundarschuler (Baumert u.a. 2005: 487). Die Expansion des Gymnasiums ist zum einen auf die demographische Entwicklung und zum zweiten auf die verstarkte Nachfrage nach gymnasialer Bildung aus allen gesellschaftlichen Gruppen zuruckzufuhren. Auch wenn sich auf diese Weise die Heterogenitat der Schulerschaft am Gymnasium hinsichtlich des familiaren Bildungshintergrunds erheblich vergrosert hat, darf die Veranderung der sozialen Zusammensetzung der Gymnasialschuler dennoch nicht uberschatzen werden, da nach wie vor die Mehrheit aus der breiten Mittelschicht der Bevolkerung stammt (vgl. Baumert u.a. 2005: 518). Zu Ganztagsschulen bzw. Schulen mit Ganztagsangebot werden die Gymnasien zur Zeit im Vergleich mit anderen Schulformen eher selten: die Gymnasiasten nehmen im Schuljahr 2002/2003 mit 3,89% zusammen mit den Realschulern (3,98%) die geringsten Anteile der am Ganztag partizipierenden Gruppe ein, wahrend die Schulerinnen und Schuler der Integrierten Gesamtschule mit 66,81% den grosten Anteil der am Ganztag teilnehmenden Gruppe einnehmen, gefolgt von den Sonderschulern (30,49%) und den Hauptschulem (10,24%) (vgl. Fees 2005: 128). Aktuell wird fur manche Bundeslander zwar eine starke Erhohung des Anteils der Ganztagsgymnasien berichtet (z. B. fur Hamburg auf 93,6 % vgl. Quellenberg 2007: 18), dabei wird jedoch nicht reflektiert, inwiefern dies im Zusammenhang steht mit der Schulzeitverkurzung der Gymnasien auf acht Jahre, die das Angebot von Unterricht am Nachmittag erforderlich macht.1

https://doi.org/10.1007/978-3-531-91354-4_8