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Fritz-ulrich Kolbe

Lehrerprofessionalität: Wissen, Können, Handeln

Die Professionalisierungsdiskussion hat sich inzwischen weitgehend von einer eher standespolitischen Debatte verabschiedet, in der Professionalitat uber statusrelevante Eigenschaften und ausere Kriterien (wie etwa die universitare Ausbildung) zu bestimmen versucht wurde. Im Vordergrund stehen zunehmend die Binnen Strukturen und die typischen Handlungsprobleme des Lehrerberufs. Insbesondere die strukturtheoretische Forschung zur padagogischen Professionalitat betont ein beachtliches Mas an Unsteuerbarkeit, Undurchschaubarkeit und Ungewissheit des beruflichen Handelns (vgl. Koring 1989; Combe/Buchen 1996; Oevermann 1996; Helsper 2002), aber auch unaufhebbare Antinomien (vgl. Helsper 2002), di…

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Reformpädagogische Diskurse über die Ganztagsschule

Fast scheint es so, als wurde Anfang des 21. Jahrhunderts eine im internationalen Vergleich beobachtbare Besonderheit des deutschen Schulsystems — der Halbtagsschulbetrieb (vgl. Hagemann/Gottschall 2002; Hagemann 2006) — ihr Ende findet. Seit einigen Jahren entstehen in einem nennenswerten Umfang Ganztagsschulen, die ein fur die Schuler(innen) verpflichtendes oder „offenes“ Nachmittagsangebot bereitstellen — seit 2002 in Rheinland-Pfalz und verstarkt seit Auflage des Investitionsprogramms „Zukunft Bildung und Betreuung“ (IZBB) durch die Bundesregierung 2003 in der gesamten Bundesrepublik (vgl. Quellenberg 2007).

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Ganztagsschule als symbolische Konstruktion — Analysen und Falldarstellungen aus schultheoretischer Perspektive. Zur Einleitung

Die derzeitige Einfuhrung ganztagsschulischer Lernangebote stellt eine grundlegende Veranderung des Schulehaltens in Deutschland dar, die einem Traditionsbruch gleichkommt. Auch wenn inner- und auserhalb des bundesdeutschen Regelschulwesens immer schon Ganztagsangebote als Alternative zur Halbtagsschule bestanden, deutet sich momentan eine kontinuierliche Systemtransformation in nahezu allen Bundeslandern an, die langfristig auf die Einfuhrung der Ganztagsschule als verpflichtender Normalform hinauslaufen konnte.

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Zum Verhältnis von Schule und Schülern

Aus strukturfunktionalistischer Sicht weist Schule allen Kindern ab einem bestimmten Alter den Status ‘Schuler’ und damit die Aufgabe zu, gemas den Erwartungen der Institution Schule zu handeln (vgl. Parsons 1968). In der Schule werden Kinder zum ersten Mal in ihrem Leben nicht mehr wie bisher in der Familie partikularistisch behandelt, sondern mit universalistischen Wertorientierungen konfrontiert. In strukturfunktionaler Perspektive wird dieses Verhaltnis von Schule und Schulern im Sinne der gelingenden Reproduktion moderner Gesellschaften positiv kommentiert, da der Erwerb der Schulerrolle als eine die spatere Berufsrolle vorbereitende Rolle und damit als notwendige Voraussetzung fur den…

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Fehlende gymnasiale Arbeitshaltung der Schüler — Legitimationsfiguren an Gymnasien

Das Gymnasium wandelte sich in den letzten Jahrzehnten von einer Eliteanstalt zu einer Schule mit dem mittlerweile „attraktivsten Programm einer intellektuell anspruchsvollen Grundbildung“ fur einen breiten Anteil der Sekundarschuler (Baumert u.a. 2005: 487). Die Expansion des Gymnasiums ist zum einen auf die demographische Entwicklung und zum zweiten auf die verstarkte Nachfrage nach gymnasialer Bildung aus allen gesellschaftlichen Gruppen zuruckzufuhren. Auch wenn sich auf diese Weise die Heterogenitat der Schulerschaft am Gymnasium hinsichtlich des familiaren Bildungshintergrunds erheblich vergrosert hat, darf die Veranderung der sozialen Zusammensetzung der Gymnasialschuler dennoch nich…

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Kooperation unter Pädagogen

Der Diskurs uber Schulreform stellt im letzten Jahrzehnt als entscheidende Voraussetzung fur Reformen eine Steigerung der Professionalitat von Lehrer(inne)n heraus (vgl. Bastian u. a. 2002; Reh 2004; Combe/Kolbe 2005). Eine Intensivierung ihrer Kooperation gilt dabei als wesentliches strategisches Moment: Selbst sonst sehr heterogene Positionen in Ratgeber- und Forschungsliteratur treffen sich in der Annahme, dass Kooperation, besonders in so genannten „Teams“, Entlastung und Unterstutzung fur die Bewaltigung der Arbeitsanforderungen biete; in Kooperationen stattfindende intensive Kommunikationsprozesse stellen ein wesentliches Medium des Erwerbes von mehr Selbstreflexionsfahigkeit und der …

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Grenzverschiebungen des Schulischen im Ganztag — Einleitung zur schultheoretischen Diskussion

Der in der bildungspolitischen und auch schulpadagogischen Diskussion teils implizit, teils explizit formulierte Anspruch, Ganztagsschule musse gegenuber der konventionellen Halbtagschule mehr und anderes bieten1, spiegelt sich auch in den im Forschungsprojekt LUGS erhobenen und in diesem Band dokumentierten Diskursen von Akteuren neuer Ganztagsschulen. Deren symbolische Konstruktionen vom Ganztag2 sind nicht nur von einem offensichtlich starken Legitimationsdruck gelragen, sondern auch von dem Vorhaben, mit dem Ganztagsmodell eine Schule zu schaffen, die uber die Grenzen des „typisch Schulischen“ hinausstrebt. Programmatisch bewegt sich der von uns dokumentierte Diskurs schulischer Akteure…

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Grenzverschiebungen. Schule und ihre Umwelt — Systembildung und Autonomisierung im Modernisierungsprozess

In den symbolischen Konstruktionen zu Ganztagsangeboten in den Diskursen der Praktiker, wie sie im vorliegenden Band im Kapitel zwei beschrieben wurden, sind Verhaltnisbestimmungen zwischen Unterricht und Freizeit, zwischen Schule und Familie sowie zwischen Schulern, Schulerinnen und Schule vorgenommen, die, wie in Kapitel drei gezeigt wurde, in Beziehung gesetzt werden konnen zu bildungspolitisch-schulreformerischen und disziplinaren Diskursen, etwa dem der Schulpadagogik, der Erwachsenbildung und der padagogischen Psychologie. Herausgearbeitet wurde, dass sich fur alle Bereiche Differenzen zu den Deutungen ergeben, die einer tradierten strukturfunktionalistischen Schultheorie entsprechen.…

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