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RESEARCH PRODUCT

Grenzverschiebungen des Schulischen im Ganztag — Einleitung zur schultheoretischen Diskussion

Sabine RehSebastian IdelFritz-ulrich KolbeBettina FritzscheKerstin Rabenstein

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Der in der bildungspolitischen und auch schulpadagogischen Diskussion teils implizit, teils explizit formulierte Anspruch, Ganztagsschule musse gegenuber der konventionellen Halbtagschule mehr und anderes bieten1, spiegelt sich auch in den im Forschungsprojekt LUGS erhobenen und in diesem Band dokumentierten Diskursen von Akteuren neuer Ganztagsschulen. Deren symbolische Konstruktionen vom Ganztag2 sind nicht nur von einem offensichtlich starken Legitimationsdruck gelragen, sondern auch von dem Vorhaben, mit dem Ganztagsmodell eine Schule zu schaffen, die uber die Grenzen des „typisch Schulischen“ hinausstrebt. Programmatisch bewegt sich der von uns dokumentierte Diskurs schulischer Akteure im Rahmen einer reformpadagogisch aufgeladenen Semantik, mit der sowohl die Notwendigkeit einer Veranderung von Schule begrundet als auch deren Richtung angedeutet werden. Im Zentrum steht in dieser Selbstthematisierung der Praxis die grundlegende Frage, wie sich Schule auf diejenigen Institutionen, Veranstaltungen und Verhaltnisse bezieht, die als padagogisch wirkende betrachtet werden, aber gleichzeitig nicht Schule sind. Im Konkreten wird gefragt, in welchem Verhaltnis zueinander Schule, Familie und Freizeit stehen, in reformpadagogischer Semantik ausgedruckt, wie Leben und Lernen sich zueinander verhalten. Wir wollen dies, das folgende Kapitel einleitend, kurz in den Kontext gegenwartig diskutierter schultheoretischer Fragestellungen rucken. Es geht uns hierbei um eine heuristische Konzeptualisierung schultheoretisch relevanter Unterscheidungen, die wir in den nachfolgenden Beitrage dieses Kapitels vertiefend diskutieren mochten.

https://doi.org/10.1007/978-3-531-91354-4_9