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Sabine Reh

Legitimation des Ganztags an Grundschulen — Familiarisierung und schulisches Lernen zwischen Unterricht und Freizeit

Eigentliche Aufgabe der Grundschule ist die „grundlegende Bildung“ aller als schulfahig geltender Kinder ohne weitere Differenzierungen nach Leistung und sozialem Status (vgl. Ipfling 1995: 18, auch Westerhoff 2005: 11 u. 25). Historisch gehort es zum Selbstverstandnis der Grundschule, mit der Geburtsstunde eines demokratischen Staates entstanden, eine Schule fur alle Kinder zu sein — auch wenn dieses Bild faktisch einiger Korrekturen bedarf (vgl. Tenorth 2000; Westerhoff 2005: 14). Im Zuge der Reformierung der Grundschulen in der BRD wurde in einer KMK-Empfehlung aus dem Jahre 1970 mit dem Titel „Zur Arbeit in der Grundschule“ die „Forderung der Gleichheit der Bildungschancen“ als „Leitzie…

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Reformpädagogische Diskurse über die Ganztagsschule

Fast scheint es so, als wurde Anfang des 21. Jahrhunderts eine im internationalen Vergleich beobachtbare Besonderheit des deutschen Schulsystems — der Halbtagsschulbetrieb (vgl. Hagemann/Gottschall 2002; Hagemann 2006) — ihr Ende findet. Seit einigen Jahren entstehen in einem nennenswerten Umfang Ganztagsschulen, die ein fur die Schuler(innen) verpflichtendes oder „offenes“ Nachmittagsangebot bereitstellen — seit 2002 in Rheinland-Pfalz und verstarkt seit Auflage des Investitionsprogramms „Zukunft Bildung und Betreuung“ (IZBB) durch die Bundesregierung 2003 in der gesamten Bundesrepublik (vgl. Quellenberg 2007).

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Ganztagsschule als symbolische Konstruktion — Analysen und Falldarstellungen aus schultheoretischer Perspektive. Zur Einleitung

Die derzeitige Einfuhrung ganztagsschulischer Lernangebote stellt eine grundlegende Veranderung des Schulehaltens in Deutschland dar, die einem Traditionsbruch gleichkommt. Auch wenn inner- und auserhalb des bundesdeutschen Regelschulwesens immer schon Ganztagsangebote als Alternative zur Halbtagsschule bestanden, deutet sich momentan eine kontinuierliche Systemtransformation in nahezu allen Bundeslandern an, die langfristig auf die Einfuhrung der Ganztagsschule als verpflichtender Normalform hinauslaufen konnte.

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Biographieforschung in der Schulpädagogik

„Im Unterschied zur historischen Erziehungs-und Sozialisationsforschung nehmen Arbeiten mit biographischem Akzent in den verschiedenen erziehungswissenschaftlichen Teildiszi-plinen, etwa der Schulpadagogik, der Erwachsenenbildung oder der Sozialpadagogik bislang noch einen eher bescheidenen Raum ein“ beurteilte Kruger noch 1997 die Bedeutung des biographischen Ansatzes in der Schulpadagogik (Kruger 1997, S. 47). Seitdem hat die Situation sich allerdings verandert. Geschichte, Ergebnisse, vor allem aber Methoden und Verfahrensweisen dieser Forschungsrichtung im Bereich der Schulpadagogik und die Frucht-barkeit erziehungswissenschaftlicher Biographieforschung fur schulpadagogische Fragestellu…

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Kooperation unter Pädagogen

Der Diskurs uber Schulreform stellt im letzten Jahrzehnt als entscheidende Voraussetzung fur Reformen eine Steigerung der Professionalitat von Lehrer(inne)n heraus (vgl. Bastian u. a. 2002; Reh 2004; Combe/Kolbe 2005). Eine Intensivierung ihrer Kooperation gilt dabei als wesentliches strategisches Moment: Selbst sonst sehr heterogene Positionen in Ratgeber- und Forschungsliteratur treffen sich in der Annahme, dass Kooperation, besonders in so genannten „Teams“, Entlastung und Unterstutzung fur die Bewaltigung der Arbeitsanforderungen biete; in Kooperationen stattfindende intensive Kommunikationsprozesse stellen ein wesentliches Medium des Erwerbes von mehr Selbstreflexionsfahigkeit und der …

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Freizeit — Zum Verhältnis von Schule, Leben und Lernen

In vielen der von uns gefuhrten Interviews ausern die Professionellen hohe Erwartungen gegenuber dem Freizeitbereich. In den symbolischen Konstruktionen von Ganztagsschule, die wir in Kapitel 2 dieses Buches rekonstruiert haben, zeigt sich unserer Ansicht nach ein Deutungsmuster, das folgendermasen charakterisiert werden kann: Indem die Ganztagsschule als Schule imaginiert wird, die den Freizeitbereich integriert und padagogisiert, erscheint ein eigener Mangel, namlich lebensferne Unterrichtsschule zu sein, kompensierbar. Das Leben soll nun in Gestalt der Freizeit in die Schule geholt und zugleich systematisch genutzt werden.

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Grenzverschiebungen des Schulischen im Ganztag — Einleitung zur schultheoretischen Diskussion

Der in der bildungspolitischen und auch schulpadagogischen Diskussion teils implizit, teils explizit formulierte Anspruch, Ganztagsschule musse gegenuber der konventionellen Halbtagschule mehr und anderes bieten1, spiegelt sich auch in den im Forschungsprojekt LUGS erhobenen und in diesem Band dokumentierten Diskursen von Akteuren neuer Ganztagsschulen. Deren symbolische Konstruktionen vom Ganztag2 sind nicht nur von einem offensichtlich starken Legitimationsdruck gelragen, sondern auch von dem Vorhaben, mit dem Ganztagsmodell eine Schule zu schaffen, die uber die Grenzen des „typisch Schulischen“ hinausstrebt. Programmatisch bewegt sich der von uns dokumentierte Diskurs schulischer Akteure…

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Grenzverschiebungen. Schule und ihre Umwelt — Systembildung und Autonomisierung im Modernisierungsprozess

In den symbolischen Konstruktionen zu Ganztagsangeboten in den Diskursen der Praktiker, wie sie im vorliegenden Band im Kapitel zwei beschrieben wurden, sind Verhaltnisbestimmungen zwischen Unterricht und Freizeit, zwischen Schule und Familie sowie zwischen Schulern, Schulerinnen und Schule vorgenommen, die, wie in Kapitel drei gezeigt wurde, in Beziehung gesetzt werden konnen zu bildungspolitisch-schulreformerischen und disziplinaren Diskursen, etwa dem der Schulpadagogik, der Erwachsenbildung und der padagogischen Psychologie. Herausgearbeitet wurde, dass sich fur alle Bereiche Differenzen zu den Deutungen ergeben, die einer tradierten strukturfunktionalistischen Schultheorie entsprechen.…

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